1990 entsteht der Zyklus der „Artes Liberaliores“, deren Ausgangspunkt die hermetischen Schriften des englischen Rosenkreuzers Robert Fludd (1574 – 1637) bilden. Die dort aufgelisteten und durch Symbole dargestellten 24 Künste werden durch Klinkans eigene Symbolwelt ersetzt. So wird zum Beispiel die Kosmographie zum „Wissensdurst“, verkörpert durch eine Flasche, auf der die Weltkarte abgebildet ist, die Astrologie wird zur „Schicksalswurst“, und Malerei zum „Luxuspinsel“.
Hinter der heiteren, fast naiv anmutenden Offenheit der Bilderwelt des Alfred Klinkan verbirgt sich die in tiefer Ernsthaftigkeit gestellte Frage nach der eigenen Identität und der Bewältigung der eigenen Existenz. Jedes seiner Werke liefert nicht nur eine, sondern mehrfache Bedeutungsebenen, die vom Betrachter ad hoc als solche nicht gleich registriert werden. Erst bei aufmerksamer und eingehender Beschäftigung, und auch dann nicht immer, enträtseln sich die Sinnschichten, die, vom persönlich Erlebten und Empfundenen ausgehend, in das allgemein Menschliche führen. Es zeigt sich ein Künstler-Sein, das die Welt nicht technisch-wissenschaftlich, sondern in einer fundamentalen Weise sinnlich, archaisch und energetisch erfährt und in einem bildnerischen Werk von großer Intensität zum Ausdruck bringt.