Nachdem Klinkan in den Jahren 1976/77 ein Auslandsstipendium für Antwerpen erhalten hatte, wandelte sich seine Formensprache zusehends, wobei sich Tiere und Fabelwesen immer häufiger als Protagonisten seiner Bildwelten durchsetzten. Das rege kulturelle Klima Antwerpens mit seiner offenen zeitgenössischen Kunstszene und die Auseinandersetzung mit der altniederländischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts bewirkten eine grundlegende Veränderung seines Werkes.
Von 1977 – 78 schuf Alfred Klinkan die geschlossene Werkgruppe „Alfred Klinkan im Schlieraffenland oder die Wunderwelt von A-Sch“, die großformatige Bilder umfasst, in denen unzählige Tiere und Phantasiewesen die Bildfläche in netzartigen Kompositionen, die fast zur Gänze in Rot- und Gelbtönen gehalten sind, bis an die Ränder ausfüllen. In den Schulheften, den Strick- und Krampusbildern spielten skripturale Elemente und der gestische Duktus der sich wiederholenden Farbkräusel eine entscheidende Rolle. Ausgehend von dieser individuell geprägten Formensprache seiner Frühwerke entwickelte Klinkan in den „Wunderweltbildern“ ein netzartiges Geflecht aus Farben und Formen, das stark von der Kontur bestimmt wird, wie man in dem Bild „Wunderwelt: Roter Panther“ von 1977/78 beobachten kann.
Der gestisch begründete Malakt bewirkt ein von Linien durchzogenes Bildfeld, aus dem sich erst in weiterer Folge einzelne Tiere und Gestalten herausbilden. Die Zufälligkeit des Schaffensprozesses ist für die Entstehung dieser Bilder sehr wichtig und lässt Platz für Äußerungen, die dem Unbewussten und der Phantasie des Künstlers entspringen. In all diesen Arbeiten dominiert meist ein Tier, das sich durch seine Größe und Farbe deutlich von den anderen Figuren abhebt und in der scheinbaren Naivität und Einfachheit der linearen Gestaltung Analogien zu den vorhergehenden Krampusdarstellungen aufweist.
Alfred Klinkan kehrte 1978 für ein Jahr nach Wien zurück, wobei er den Zyklus der „Wunderweltbilder“, die in einer umfassenden Ausstellung in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz präsentiert wurde, fertigstellte. Schon 1979 zog er mit seiner Freundin Hedwig Abert, die er später heiraten sollte, für die nächsten drei Jahre in seine Lieblingsstadt Antwerpen.
Sophie Zetter-Schwaiger: Alfred Klinkan, Eine Welt zwischen Phantasie und Wirklichkeit (2000)