Jan Cox (1919 Den Haag – 1980 Antwerpen) war der ältere der beiden und ein in Belgien schon zu Zeiten von Klinkans erstem Aufenthalt arrivierter Künstler, der für Bervoets und Klinkan eine Art Vaterfigur und Mentor darstellte. Als Maler, Kunsthistoriker und Professor der ´school of the museum of Fine Art´ in Bosten, wo er von 1956 bis zu seiner Rückkehr nach Belgien 1974 unterrichtet hatte, war er für Klinkan nicht nur auf einer künstlerischen, sondern vor allem auf einer geistig-intellektuellen Ebene bedeutsam. Cox humanistische Bildung und sein wissenschaftlicher Hintergrund beeindruckten und beeinflussten Klinkan gleichermaßen. In den Werken Jan Coxs wechseln einander stark autobiografische fundierte Bildinhalte, wie Kriegserinnerungen und Ängste, mit mythologisch und philosophisch geprägten Themen ab. Obwohl Klinkans Bilder formal sehr verschieden von den Werken Coxs sind, lassen sich in Bezug auf gewisse Grundmotive, wie z.B. Klinkans Faszination für die Mythologie Parallelen feststellen. Neben den inhaltlichen und geistigen Anknüpfungspunkten waren es auch die starken Farben Cox, die Klinkan zu bewegen schienen. Jan Cox, der in seinen zugleich surrealistischen, symbolistischen und expressionistisch anmutenden Bilder die Einflüsse unterschiedlichster Künstler verarbeitet hatte, bewunderte in Hinsicht auf Farbigkeit die Werke Matisses ebenso wie jene Van Goghs. Die starken Farben, die für Jan Coxs Oeuvre bezeichnend sind, hinterließen einen bleibenden Eindruck bei Klinkan und können möglicherweise als ein auslösendes Moment Klinkans intensiver Farbpalette betrachtet werden.
Nach Jan Cox Tod vertiefte sich Klinkan künstlerische Beziehung und Freundschaft zu Fred Bervoets, der zu einem großen Teil für Klinkans Interesse an Adriaen Brouwer mitverantwortlich war. Jan Cox, Fred Bervoets und Alfred Klinkan wurden alle von dem aufstrebenden Galeristen Adriaan Raemdonck, mit dem sie befreundet waren, gefördert und ihre Arbeiten in seiner Galerie, „De zwarte panter“, regelmäßig ausgestellt.
Sophie Zetter-Schwaiger: Alfred Klinkan, Hommage an Adriaen Brouwer (1998)
Die beiden Gegenstücke haben manches gemeinsam. Eine allegorische Figur liegt jeweils auf einem buntgestreiften Ruhelager. Es ist die primäre Dualität der Welt, die sich in ihnen ausspricht. Der mundus, der Fürst der Welt tritt menschengestaltig mit einem Vogelkopf auf und trägt dazu noch zwei Hörner und eine Krone. Die Frau Welt dagegen ist eine Art Katzenprinzessin mit langen blonden Locken. Beide Figuren haben ein erdfarbenes Inkarnat, sind von einer roten Kontur umgeben, die als Aura zu verstehen ist. Aus ihnen wächst jeweils ein Weltenbaum – aus dem Bauch des mundus, aus dem Kopf der Frau Welt. Die Laubkrone nimmt die Form eines Adlers an, erfüllt von Gestalten. Umgeben sind sie von Landschaft, Tieren und Attributen.
Wilfried Skreiner: Tod und Wiedergeburt (1978)