Vom Bubi zum Maler
Als Alfred Klinkan Anfang der 1970er Jahre Malerei auf der Akademie der bildenden Künste Wien studierte, tauchten nur mehr wenige Maler in die Farbtöpfe und gaben sich expressiven Bildschöpfungen mit figurativen Motiven hin. Schon längst hatte die Malerei ihre Endpunkte erlebt, ihre Tode erlitten – gegenständlich subjektiv zu malen, galt als anachronistisch. Die Avantgarde zeigte sich als Performance, Concept Art, dokumentiert mit den neuen progressiven Medien Fotografie und Film. Aber dennoch hielten ein paar Einzelgänger die klassische Leinwand hoch; sie gelten heute als die Väter der in den 1980er Jahren wiedererstarkten Neuen Malerei, deren Bildfläche Figuren bevölkern: etwa Georg Baselitz, Markus Lüpertz in Deutschland, Philip Guston, Susan Rothenberg in Amerika.
Diese Subjektivität im Figurativen ist auch in Klinkans Werk ab seinen frühen Gemälden zu spüren. 1970 bis 1974 studiert er Malerei bei Wolfgang Hollegha und Josef Mikl, distanziert sich jedoch von deren tendenziell abstrakt-gestischen Bildsprache. 1972 entstehen Klinkans Krampus-Bilder mit linear-grafischer Anlage: Die Linie spiralt sich über die monochrome Leinwandfläche und definiert eine schematisierte Figur. Aus der an sich abstrakten Spur, der manischen Kritzelei mit monotonem Duktus entsteht das Motiv: Resultat des skripturalen Prozesses auf der einheitlich bemalten Fläche im Kontext des Fabulierten – Erinnerungen an die Kindheit. Klinkan taucht in die verschüttete Welt seines Unterbewusstseins ein, er sucht das Triviale, Einfache, Private, Autobiografische. Die Krampusgestalten mutieren zu zittrigen Gitterwesen, zu dürren Skeletten. Es sind mehr Erscheinungen als konkrete körperliche Figurationen.
Florian Steiniger: Die wunderbare Welt des Alfred Klinkan (2008)